Über Marhetak
Euregionale Zusammenarbeit
Die Euregio Maas-Rhein (EMR) umfasst drei Länder und ist ein dicht besiedeltes Gebiet mit etwa 3,9 Millionen Einwohnern. Die Systeme und Gesetze in den drei Ländern sind so unterschiedlich, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit einen hohen Regelungs- und Organisationsaufwand erfordert. Bei Katastrophen oder Unfällen werden manchmal mehr Krankenwagen, Krankenhausbetten und Feuerwehrfahrzeuge benötigt, als in der eigenen Region verfügbar sind. Ein Nachbarland verfügt vielleicht auch über mehr Spezialausrüstung, und ein ausländisches Krankenhaus ist vielleicht näher als ein Krankenhaus in der Region des Vorfalls. Ebenso machen gefährliche Stoffe oder ansteckende Krankheiten nicht an den Landesgrenzen halt. Daher arbeiten die öffentlichen Dienste in der EMR, die für das Katastrophen- und Krisenmanagement, die Brandbekämpfung und die medizinische Notfallhilfe zuständig sind, seit etwa 20 Jahren im Rahmen von EMRIC (Euregio Maas-Rhein Störfallvorsorge und Krisenmanagement) zusammen, um den Bürgern der EMR den bestmöglichen öffentlichen Dienst zu bieten.
Die Partner in EMRIC sind für die Umsetzung und Durchführung der europäischen, bi- und trinationalen und regionalen Vereinbarungen in den oben genannten Themenbereichen innerhalb der EMR verantwortlich. Die beteiligten Dienststellen sind die Sicherheitsregion Zuid-Limburg und GGD Zuid-Limburg aus den Niederlanden, die Stadt Aachen, die Städteregion Aachen und der Kreis Heinsberg aus Deutschland sowie die Provinz Limburg und die Provinz Lüttich aus Belgien. Die Partnerschaft wird vom EMRIC-Büro unterstützt, das rechtlich der Veiligheidsregio Zuid-Limburg angehört.
Der Grund für Marhetak
Die Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 hat vor auch in der EMR große Schäden verursacht. Abgesehen von der Corona-Krise ist dies die erste größere Katastrophe seit Jahren, die die gesamte EMR betrifft. Die Flutkatastrophe war von solchem Ausmaß und ereignete sich so schnell, dass es zwar Kontakte zwischen den Krisendiensten innerhalb der EMR gab, die Zusammenarbeit jedoch schwierig war. Aufgrund des enormen Hilfebedarfs im eigenen Land bzw. in der eigenen Region waren die EMRIC-Partner nicht in der Lage, sich gegenseitig mit Hilfsgütern zu unterstützen. Jeder hatte mit seiner eigenen Krise alle Hände voll zu tun, obwohl die gegenseitigen Abhängigkeiten offensichtlich waren: Wasser macht nicht an Grenzen halt.
Es fehlte ein einheitlicher Kenntnisstand über die Lage und die zu erwartenden Ereignisse, da die Bilder und Prognosen der Wetter-, Wasser- und Bodendienste nicht übereinstimmten, nicht oder zu spät weitergegeben wurden. Infolgedessen war die Krisenkommunikation gegenüber den Bürgern unterschiedlich, was zu Fragen und Verwirrung bei den EMR-Bürgern führte. Es gab kein gutes und einheitliches Bild der Krise. Insgesamt waren die Krisendienste in ihrer eigenen Region und in der EMR im Rückstand gegenüber dem Wasser.
Die Bewertung der Krisenbewältigung während der Flutkatastrophe durch externe Dienste und Agenturen hat auf nationaler und euregionaler Ebene zu zahlreichen Erkenntnissen geführt. Im Rahmen des Marhetak-Projekts werden euregionale Wasser-, Wetter- und Bodendienste mit den Krisenmanagement-Organisationen der EMR zusammengebracht, Informationen und Interessen werden ausgetauscht, und die gewonnenen Erkenntnisse werden so weit wie möglich umgesetzt. Die Projektpartner Öffentlicher Dienst der Wallonie, Föderaler Öffentlicher Dienst Inneres Belgien, Waterschap Limburg und Veiligheidsregio Zuid-Limburg repräsentiert durch EMRIC (Leadpartner) haben das Ziel, die euregionale Zusammenarbeit in Zeiten einer Hochwasserkrise zu stärken.
Alle Produkte werden einen allgemeinen Charakter haben, wodurch sie in allen Arten von Krisen eingesetzt werden können.
Aktivitäten im Rahmen des Projekts
Die Aktivitäten im Rahmen des Marhetak-Projekts folgen in gewisser Weise dem Zyklus einer Krise. Zunächst werden wir an der Verbesserung der Vorhersagemodelle und des Informationsaustauschs über Wasser- und Wettersituationen arbeiten. Dann wird die Schaffung eines gemeinsamen Krisenmanagementsystems (Paragon) in einer Live-Übung in der EMR getestet. Paragon wird auch den Informationsaustausch über Wasser- und Wettersituationen und damit den Austausch über unterschiedliche Risikobewertung der Situation erleichtern. Als nächstes wird ein Vorschlag entwickelt, wie eine grenzüberschreitende Risikobewertung bei Überschwemmungen durchgeführt werden kann. Nach der Risikobewertung ist die Kommunikation mit den Bürgern entscheidend. In diesem Schritt wird Marhetak Methoden zur Harmonisierung der Risiko- und Krisenkommunikation mit den Bürgern in der EMR vorschlagen. Darüber hinaus werden Ausrüstungen für die Notfallhilfe angeschafft, die grenzüberschreitend eingesetzt werden können. Schließlich wird das Projekt gemeinsame Bewertungsmodelle vorschlagen, die nach einer Krise eingesetzt werden.
Eine weitere Aktivität wird sich mit der Notfallplanung für Flutkatastrophen befassen.
Marhetak wird von INTERREG Euregio Maas-Rhein finanziell unterstützt.
Die Projektpartnerschaft
Der Föderale Öffentliche Dienst des Inneren von Belgien hat die Aufgabe, die Politik des Föderalen Innenministers vorzubereiten und umzusetzen. Er ist verantwortlich für:
- Polizei und zivile Sicherheit
- Ausländerpolitik
- Registrierung und Identifizierung von natürlichen Personen
- Verwaltung der institutionellen und ordnungspolitischen Aspekte
Das Nationale Krisenzentrum (NCCN) ist eine multidisziplinäre, departementsübergreifende, interföderale und international ausgerichtete Organisation, die von einer zentralen Schlüsselposition aus auf gesellschaftliche Herausforderungen reagiert, allen Partnern in Synergie mit allen Sicherheitsakteuren strategische Unterstützung bietet und über eine leistungsfähige und angemessene Infrastruktur zur Bewältigung von Krisen jeglicher Art und Größenordnung verfügt. Das NCCN steht den verschiedenen Behörden und Notfalldiensten rund um die Uhr zur Verfügung. Es will ein zuverlässiger und neutraler Partner für Regierungen, Sicherheitsdienste und Verwaltungen sein, um die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit unseres Landes zu stärken. Daraus ergeben sich folgende Aufgaben: Erhöhung der Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft, Organisation der Notfallplanung und des Krisenmanagements auf nationaler Ebene, Gewährleistung einer aktiven Wachsamkeit und Verarbeitung von Passagierdaten.
Der Wasserverband Limburg verwaltet die Oberflächengewässer und das flache Grundwasser in der niederländischen
Provinz Limburg. Der Wasserverband ist eine vollständige Behörde, die über Regulierungsbefugnisse und ein eigenes
Steuersystem verfügt. Er gewährleistet die Sicherheit für die Einwohner, bekämpft Überschwemmungen und Dürren und setzt sich für eine gute Wasserqualität ein. Außerdem reinigt der Wasserverband die Abwässer.
Waterschap Limburg verwaltet die Deiche entlang der Maas, Ruhr und Niers. Wo nötig, werden diese Deiche verbessert, damit sie den neuesten Sicherheitsstandards entsprechen. Waterschap Limburg legt auch Regenwasserpuffer an und gestaltet Bäche so um, dass sie mehr Wasser aufnehmen können. In ganz Limburg verwaltet Waterschap Limburg etwa 170 Kilometer Deiche entlang der Maas, überwacht den Wasserstand an den Deichen und repariert unter anderem Schäden, die durch Bisamratten und Nasenbären verursacht wurden. Waterschap Limburg prüft auch regelmäßig, ob die Deiche noch den neuesten Sicherheitsnormen entsprechen. Wenn dies nicht der Fall ist, werden die Deiche verstärkt, breiter oder stärker gemacht. Gemeinsam mit anderen Parteien werden Pläne entwickelt, um die Maas zu verbreitern, damit sie mehr Wasser abführen kann.
Das regionale Krisenzentrum der Wallonie (RCCW) ist eine Direktion des öffentlichen Dienstes der Wallonie (SPW), die seit 2008 im Bereich der Notfallplanung und des Krisenmanagements tätig ist. Obwohl die Regionen in Belgien keine gesetzlichen Zuständigkeiten in diesem Bereich haben, ist das RCCW die zentrale Anlaufstelle für nationale und lokale Behörden in regionalen Angelegenheiten und unterstützt sie bei Risikomanagementprozessen, die regionale Zuständigkeiten beinhalten (z. B. Umwelt, Wasserwirtschaft, Überschwemmungen, Dürren, Mobilität, Infrastrukturen).
Der RCCW ist auch für die Koordinierung der Maßnahmen der regionalen öffentlichen Dienste in Krisenzeiten zuständig, um den Behörden einheitliche Fachkenntnisse und Maßnahmen anzubieten. Auf dieser Grundlage ist der RCCW regelmäßig eingeladenes Mitglied in Krisenzellen. Der RCCW betreibt auch einen 24/24-Überwachungsdienst, der Behörden und Dienste im Falle von Zwischenfällen oder Notsituationen im Zusammenhang mit regionalen Zuständigkeiten warnt, wie z. B. bei der Gefahr von Hochwasserereignissen.
Seit seiner Gründung hat der RCCW mehrere Partnerschaften mit Akteuren des Risiko- und Krisenmanagements auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene aufgebaut. Der RCCW hat sich in den letzten Jahren an Interreg-Projekten (AMICE, ALARM) beteiligt.